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Emil & Moonfleet

08. Dezember 2013

Therapie mit tierischer Freude oder Moonfleet & Emil

Emil, 5 Jahre, ist heute aufgeweckt und neugierig. Ein richtiges Energiebündel, fröhlich und offen für Neues. Nicht immer war das so. Noch vor einem Jahr war der Junge mit dem verschmitzten Lachen schüchtern, unsicher und nach innen gewandt. "Übliche Förderung" zeigte keine Wirkung – auf wundersame Weise half Pony Moonfleet und die Reittherapie.

Emil & Moonfleet

Der kleine Moonfleet mit dem breiten Rücken ist eines von fünf Therapiepferden im Reittherapiezentrum der Lebenshilfe Nürnberger Land. Schon vom ersten Moment an "funkte" es zwischen Vorschulkind Emil und dem geduldigen Braunen. Die Reittherapie begann und ein Sommermärchen geschah: Emil öffnete sich, umsorgte "seinen" Moonfleet. Es dauert nicht lange, da traut sich Emil "seinen" Moonfleet auch zu reiten. Stolz sitzt er "hoch zu Ross" und voltigiert später sogar. Emil ist wie ausgewechselt: offen und mutig.

Petra Hoffmann, Dipl. Voltigierpädagogin und Leiterin der Reittherapie der Lebenshilfe, freut sich über die großen, ja galoppierenden Fortschritte von Emil während der vergangenen Monate. Sie ist von der ganzheitlichen Wirkung der Reittherapie überzeugt. Das Medium Pferd ermögliche individuelle Förderung von der insbesondere Kinder mit Entwicklungsverzögerung und Behinderung profitieren, die schwer motivierbar, hyperaktiv oder therapiemüde, seien.

Emils Eltern sind vom Therapeutischen Reiten überzeugt, denn diese Therapie hätte sprichwörtliche Wunder bei ihrem Sohn bewirkt. Emils Eltern setzen weiterhin auf die wohltuende Wirkung der Reittherapie. Auf die nächste Reitstunde am Nikolaustag freut sich Emil wieder ganz besonders!

Das Pferd: Partner und Co-Therapeut

Emil & Moonfleet

"Therapeutisches Reiten bedeutet nicht nur das Pferd oder das Pony zu reiten", erläutert Petra Hoffmann. Für Kinder und Erwachsene mit Behinderungen und Kinder mit Entwicklungsverzögerungen ist es die umfassende Erfahrung – mit und auf dem Pferd sowie im Stall. "Pferde verbreiten eine ganzheitliche Faszination. Sie helfen Menschen auf ganz besondere Weise bei kognitiven, motorischen und sozialen Defiziten." Das Pferd agiert in der Reittherapie als Partner und Co-Therapeut.

Medium Pferd: Menschen mit Behinderung öffnen sich

Oft geschieht zwischen Pferd und Mensch so etwas wie "Liebe auf den ersten Blick". Kinder, wie Erwachsene, die zum Reittherapiezentrum kommen, möchten "ihr" Pferd füttern, es streicheln, putzen, mit ihm sprechen und – bei ihm sein. Menschen mit Unterstützungsbedarf übernehmen für das Pferd Verantwortung, bauen über das Pferd Vertrauen zu weiteren Personen auf. Es sei oft wie ein kleines Wunder, denn man könne zusehen, wie Kinder wie Erwachsene an ihren Aufgaben mit und am Pferd wachsen, schildert Petra Hoffmann Erfahrungen aus ihrer über 20-jährigen Praxis.

Mit Freude dabei – Therapie inklusive

Emil & Moonfleet

Wie sehr Pferde auch über die Therapie-Reitstunde hinaus wirken, zeige auch immer wieder, dass vor allem Therapiekinder Bilder malten oder Collagen bastelten und diese zur nächsten Reitstunde mitbrächten und den Reitstall mit Therapiepferden und Therapeuten als ihren „Lieblingslebensraum” bezeichneten, freut sich Petra Hoffmann. Die Kinder seien mit Freude dabei, die Therapie ist quasi inklusive!

Facetten des Therapeutischen Reitens

Therapeutischen Reiten, Voltigieren, Hippotherapie oder Pferdesport für Menschen mit Behinderungen – die Formen der Reittherapie sind facettenreich. Pferde bieten dem Menschen viele angenehme Erfahrungen. Zum Beispiel das „Getragen werden”, Körperkontakt, Zuwendung, Kraft, Geschicklichkeit, Geschwindigkeit oder Anerkennung. Durch ihr besonderes Wesen helfen sie dem Reiter, die „eigene Mitte” zu finden und somit sich und andere besser zu akzeptieren. Gut ausgebildete Fachkräfte wissen, welche Therapieform eingesetzt wird. Pferde helfen beispielsweise auch, Ängste und Aggressionen abzubauen. Ihre schwingenden Bewegungen wirken entspannend, was besonders Schmerzen bei Spastikern mildert. Schon seit dem Mittelalter ist die Therapie mit Pferden bekannt, die vor allem in Skandinavien bei Polio-Epidemien erfolgreich eingesetzt wurde. Die Therapie auf und mit dem Pferd ist auch erfolgreich bei psychischen oder sprachlichen Beeinträchtigungen, wie auch für so genannte „erziehungstaube” Kinder mit Handicaps.